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 Teatro alla Scala. Ein Bild des Balletts „Largo: Garten mit Vollmond“, geschaffen von Matteo Levaggi mit szenografischen Vorschlägen der Künstlerin Samantha Stella.

Oktober 2023

COLLECTION
Words
Laura Arrighi

Ehrenabend der Flowers Collection

als Hommage an ihren Autor Masanori Umeda

Am 19. April 2023, während des Salone del Mobile Milano, wurden die Gäste von Edra im Teatro alla Scala zu einem Abend empfangen, der Masanori Umeda und der Flowers Collection gewidmet war. Künstlerische Projekte entstehen aus dem Herzen, aus Begegnungen, aus Träumen, aus Visionen. Wie bei Musik und Tanz ist dies auch bei bestimmten Gegenständen der Fall. Sie sind ein Geschenk, das der Künstler seinem Publikum anbietet. Für Edra ist die Flowers Collection von Masanori Umeda genau das. 1990 brachte der Meister kleine Maquetten von zwei zarten blumenförmigen Sesseln mit, eine Lilie und eine Rose, die den Charme seines japanischen Gartens in einer Vollmondnacht widerspiegeln.

Edra verliebte sich in sie, und kurz darauf sind Getsuen (was auf Japanisch „Garten bei Vollmond“ bedeutet) und Rose Chair entstanden. Der Masanori gewidmete Abend war somit eine Hommage an die menschliche Kultur und die Natur. Eine Gelegenheit, sich durch die Schönheit der Begegnung zwischen Körpern, Blumen und Noten in der Essenz dieser Welten wiederzufinden. Eine Abfolge von Musik, Choreographie und Bühnenbildern in einem synergetischen Dialog zwischen Klassik und Moderne mit den jungen Leuten der Tanzschule und dem Orchestra dell'Accademia Teatro alla Scala unter der Leitung von David Coleman. Talente, die wie kostbare Blumen wachsen und gedeihen. 

Das Programm, das zu diesem Anlass vom Teatro alla Scala kuratiert wurde, eröffnete sich im Namen des Elans mit einem Divertissement aus La fille mal gardée, einem Ballett, das vom Direktor der Tanzsektion der Accademia, Frédéric Olivieri, nach der Partitur von Peter Ludwig Hertel für die Studenten der Schule geschaffen wurde. Ein Ballett des Genres comique und Pantomime aus der Zeit der Französischen Revolution, das in einer ländlichen Umgebung eine Liebesgeschichte erzählt, in der es an unerwarteten Ereignissen nicht mangelt, die ebenso amüsant wie aufschlüsselnd sind. Im zweiten Teil geht es mit dem Largo: Garten mit Vollmond, in das Zeitgenössische über, das von Matteo Levaggi entworfen wurde. Eine Kreation nach den Noten der Suite Nr. 1 in G-Dur für Cello solo von Johann Sebastian Bach, aufgeführt von Sofia Bellettini mit szenografischem Mitwirken der Künstlerin Samantha Stella. „Aufgeteilt in drei Momente, hebt Largo Formen und Bewegungen des zeitgenössischen Gefühls hervor, indem es die Sprache des klassischen Tanzes verwendet“, sagte Matteo Levaggi. Als Hommage an Masanori Umeda wurde in der beeindruckenden visuellen Installation, die essentiell und abstrakt ist, ein „Garten mit Vollmond“ auf der Bühne nachgebildet.

Getsuen, der lilienförmige Sitz, wurde in eine horizontale Reihe von Rose Chair gestellt, die sich vor dem grauen Hintergrund abzeichneten und, wie Stella betont, „eine antike und von modernen Vestalinnen bewachte Kolonnade bildeten. Die Körper der Tänzerinnen und Tänzer bewegten sich geschmeidig zu den Noten von Bach und dem uralten Rhythmus des Cellos. Die bewegungslosen Vestalinnen, die mit symbolischen Elementen aus der Geschichte der Scala geschmückt waren, webten ein zeitloses Gemälde. Das intensive weiße Licht des Mondes umhüllte uns. Das Ritual war somit vollendet“. Zum Abschluss der Aufführung folgte die traumhafte Atmosphäre eines der bekanntesten Titel des russisch-romantischen Repertoires, des Nussknackers, eines Balletts, das Frédéric Olivieri 2011 für die Studenten der Schule nach der Partitur von Pjotr Il'ič Tschaikowsky geschaffen hat. Der Zauber des beliebten Märchens wurde auf der Bühne dank einer zarten und eleganten Choreografie wiedergegeben, die nicht frei von technischen und interpretatorischen Tücken ist und die Talente der jungen Tänzerinnen und Tänzer hervorhebt, die sich in den märchenhaften Kostümen von Roberta Guidi di Bagno gekleidet, im Pas de deux des ersten Akts und im sehr berühmten Blumenwalzer des zweiten Akts messen mussten.

Als Gast des Abends betrat Nanae, die Tochter von Masanori, stellvertretend für ihn die Bühne. In  einem wunderschönen Kimono eingerahmt und mit der Zartheit, die das Volk der aufgehenden Sonne auszeichnet, verlas sie die Worte ihres Vaters Masanori Umeda.

Einzigartig sein.
Dinge erschaffen, die auf ewig wertvoll bleiben. 
Viele Jahre später, nachdem ich Monica und Valerio kennengelernt hatte, stellte ich fest, dass wir ein gemeinsames und unmittelbares Verständnis hatten, das wir nur selten in viele Worte fassten. 
Bis 1990 glaubte niemand an die Flowers Collection. Wie es das Schicksal wollte, lernte ich Valerio und Monica kennen, die sofort beschlossen, Getsuen und Rose Chair herzustellen, die im Laufe der Jahre zu echten Klassikern geworden sind. 
Jedes Mal, wenn ich Monica und Valerio Mazzei begegnete, war es, als würde ich Figuren aus Gemälden sehen, mit ihren antiken Gesichtern, ihrer Haltung, ihrem Rhythmus, wie ich sie noch nirgendwo gesehen hatte. 
Die Geschichte der Mazzei und Edra ist wie eine Geschichte der Renaissance. Eine Geschichte von verführerischen Protagonisten mit großen Flügeln, von Anakondas, von weißen Bären, von leuchtenden Höhlen, von Wasserquellen und von vielen Frauen mit italienischen Namen. Ich stelle mir gerne vor, dass meine Blumen Teil dieser Kulisse sind. 
Ich glaube, dass der Autor in der Geschichte von Edra nur eine kleine Rolle inmitten des ganzen Theaters übernimmt. 
Der Vorhang öffnet sich dank derer, die dieses Projekt verwirklicht und ihm eine Stimme gegeben haben, es bekannt gemacht und dafür gesorgt haben, dass es von so vielen Menschen auf der ganzen Welt geschätzt und genossen werden kann. 
Ihnen allen gilt mein Dank. Aus tiefstem Herzen. 

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